Tag 32: Palas de Rei

kaum nenneswert der heutige tag. emotionaler und kulturhistorischer tiefpunkt auf dem gesamten camino. es hat zu viele turigrinos mit winzigen turnsäcken als gepäckstück unterwegs. turigrino ist ein wortspiel zwischen peregrino (pilger) und tourist. ein ganzer bus mit frauen aus miami! ein ganzer bus voller ospray-pilgerinnen! ich traue meinen augen nicht ganz. franz ist heute den ganzen tag über total genervt über die ami-horden und flucht ununterbruchen über dieses merkwürdige volk das ich noch nicht recht zu verstehen vermag.

ich war der horde zu beginn glücklicherweise etwas voraus wie ich dann erfuhr von franz.

im dunkeln treffe ich auf manuel. ein spanier aus extremadura. 79 jahre alt! wir laufen zusammen durch den finsteren wald. wir spüren eine unglaublich starke verbindung. der typ zieht dann davon. 79! ein waschechter pilger. starke ausstrahlung.

nach knapp drei stunden laufen endlich der erste kaffee. ach schön. setze mich an die frühe morgensonne. nach einer halben stunde überholen mich dutzende amerikanische pilgernde. franz schreibt mir auf whatsapp ich solle baldmöglichst weiterlaufen da kommen noch viel mehr davon! laufe also weiter!

morgensonne! dort bei den stühlen soll es kaffee geben.

ein spaziergang heute. leichte etappe. wir laufen abwechselnd durch kleine waldabschnitte und kieswegen neben kuhwiesen und bauernhöfen.

in palas de rei beziehen wir unser bett in der herberge. die stadt ist potthässlich. die hässlichste stadt auf dem camino. die fassaden sind schmutzig und es gibt gar offene häuserfassaden aus ziegelstein, die schon seit jahren so stehen. die stadtflucht der jungen. sehr triste stimmung hier. könnte auch in frankreich stehen diese stadt. vorort von bordeaux zum beipiel. martin meint die leute hier seien alle auf psychopharma (so nennt er die medikamente).

setze mich in eines der wenigen restaurants der stadt gleich oberhalb der herberge und neben mir donnern ständig lastwagen vorbei. neben mir sitzen victor und die belgier! ryan sei schon ein paar tage voraus. wir tauschen uns aus. die jungs haben eine koreanerin an bord die scheinbar fliessend spanisch sprechen kann. nach dem essen ein tinto verano. quasi ein sangría. verstehe den unterschied nicht ganz. ist es das gleiche? martin setzt sich zu mir. und davide aus rom. er war mit uns in foncebadon im gleichen schlag. ist sein vierzehnter camino!! witziger typ. hat für jeden camino ein tattoo am linken unterarm. foncebadon! der abend mit den hüten und der pizza! ich denke an die hermanos. sie sind mir einen tag voraus. die beiden russinnen tauchen (wiedermal) aus dem nichts plötzlich vor uns auf und beschliessen weiterzuwandern und irgendo im eukalyptuswald zu zelten.

da es schon spät ist bleibt nicht viel zu machen für den restlichen tag. fürs abendessen versuchen wir ein anderes lokal ausfindig zu machen. wir fragen also rum im dorf. es gibt lediglich eine pizzeria. habe mir aber in najera geschworen nie wieder pizza in spanien zu bestellen. ich versuche also franz und martin zu überreden, erst mal eine pizza zu bestellen und diese zu teilen. wie erwartet kommt eine mit teig und käse überladenes bocadillo. kein genuss. das essen ist genauso enttäuschend wie diese stadt und allgemein die heutige etappe. ziemlich niedergeschlagen schlürfen wir unser bier aus und laufen zurück zur herberge.