
die klassenzusammenkunft ging heute die ganze wanderung über weiter. ich verlasse astorga von meinem gartencamp aus und gehe zurück auf den camino. die füsse auf den camino zu betreten ist wie eine autobahneinfahrt. man ist wieder back on the road. ein tolles gefühl. ist man abseits des caminos fühlt man sich wie verfahren! sehe martin in einer bar frühstücken. es ist natürlich noch immer dunkel. 6.30 uhr bin ich los. und treffe in der altstadt auf doug und donovan und paco. wir laufen zusammen weiter. die landschaft hinter astorga ist dann plötzlich so ganz anders als wir es die letzten zwei wochen hatten. hohes steppengras macht sich links und rechts des weges auf und biegt sich durch den frischen wind der heute früh herrscht.
mit donovan frühstücke ich. die dame hinter dem tresen ist so langsam, dass wir bestimmt eine halbe stunde in der schlange stehen. durchs fenster sehen wir allerlei bekanntschaften vorbeilaufen. doug und paco setzen sich zu uns und wir reden darüber, dass die betten in foncebadon schon alle ausgebucht zu sein scheinen. mist. wäre es zu kalt fürs zelt heute nacht auf 1400 meter über meer? doug hat jedoch ein bett für mich für den notfall.
laufe eine stunde weiter und treffe auf alex und rosa welche am frühstücken sind. wenig später stossen paco und doug dazu. und martin. wir laufen alle zusammen weiter und es geht weiter den berg hoch.
laufe dann bestimmt eine stunde alleine durch die landschaft. ein schöner aussichtspunkt taucht auf und ich sehe bis weit in die meseta hinunter. ziehe meine schuhe aus und setze mich auf den boden nach einem ordentlichen anstieg. packe meine spanische schokolade aus welche ich schon über eine woche herumschleppe! paco und doug kommen hoch. machen halt. wir sind ganz still und schauen runter auf die mit wald überwachsenen hügel. „montes de leon“ heisst es hier. mehr hügel als montes aber verglichen mit der meseta ist das nun schon was ganz anderes. die landschaft hat sich komplett verändert in nur einem tag seit heute morgen in astorga. wahnsinn.

wir erreichen foncebadon. francesco und donovan stehen in der lange angekündigten italienischen pizzeria! sie geben mir ein letztes stück pizza als vorgeschmack für heute abend. es gibt nur einen tisch hier und der ist schon reserviert! bestimmt die italogruppe.
herberge ist total lustig, wir habe den oberen stock zusammen mit fünf weiteren pilger*innen. zwei amerikanerinnen liegen unter der bettdecke und schauen komplett übermüdet auf ihr handy.
foncebadon besteht aus einer einzigen strasse und ich setze mich draussen ans sonnenlicht. hole in der bar was zu knabbern und treffe auf emilio, eine brandneue bekanntschaft. der gute italiener geht heute hoch zum cruz de ferro und wird dort oben zelten zusammen mit thomas, einem der italokids. ich bin ganz neidisch und möchte auch, aber habe das gefühl es könnte richtig kalt werden da oben. und gehe das risiko nicht ein. martin stosst dazu und wir plaudern am bartresen. danach zurück zum bett für ein kleines nickerchen! war nicht ohne heute mit so viel anstieg.
am frühen abend treffen sich allerlei bekannte gesichter draussen auf der windgeschützten terrasse. rosa, alex, pi, angel und wir hermanos. eine äusserst lustige runde haben wir!! alle ausser wir fünf hermanos sind aber fürs abendessen in der herberge. wir fünf gehen dann hoch zur pizzeria und bestellen zwei grosse familienpizzas. die situation ist etwas absurd. wir sind hier komplett im nirgendwo und bestellen bei einem waschechten italiener zwei grosse pizzas. die wartezeit überbrücken wir mit allerlei blödsinn in unserem zimmer. wir tauschen unsere hüte und schiessen tausend fotos während die beiden amerikanerinnen sichtlich genervt uns zuschauen. irgendwann lassen sie einen spruch hauen, wir sollten uns nicht wie kinder aufführen und wir drehen alle erst recht komplett durch! irrsinn.

der pizzaiolo ruft weniger später mit seinem horn draussen auf der strasse zum abendessen. wir holen uns die beiden kartons und setzen uns unten im wohnzimmer unserer herberge an den grossen tisch. wir trinken weiter und viel wein und es wird eine sentimentale und zusammenschweissende runde. wir erzählen uns viel und lassen viel los. paco erinnert uns: die leute nennen uns untersessen „los mosqueteros“, die fünf musketiere, da wir in diesen wochen eine solch starke freundschaft entwickelt haben. ich habe das gefühl ich kenne die jungs seit jahren. francesco vergiesst plötzlich tränen. er hätte zum ersten mal das gefühl, eine richtige familie zu haben — und wir versuchen ihn mit aufmunternden worten zu trösten. wir sind sehr still in diesem moment.
zurück im zimmer das todesurteil: der franzose ist schon im bett und schnarcht durchs zimmer. und ich habe das bett oberhalb von ihm. ich höre sein schnarchen durch meine ohrstöpsel so laut, dass ich das gefühl habe, gar keine ohropax drinnen zu haben. der typ toppt donovan um längen. denke an emilio und thomas und ihre grandiose idee oben auf dem cruz de ferro zu schlafen. und rüttle mehrmals das bett von oben her durch in der hoffnung dass er im halbschlaf seine schlafposition ändert.