
der wind tobte so fest die nacht, dass ich zeitweise aus dem schlaf gerissen wurde und meinte, mein aussenzelt würde demnächst fortgewindet. ein orkan! ich schaue mir das wetter an die nächsten tage und es scheint doch endlich kühler zu werden mit rund 23-25 grad. bei 32 grad durch die meseta wäre dann doch sehr fest fordernd gewesen ohne schatten! vielleicht ist das wetter hier aber sehr lokal und nur für burgos, schaue später mal noch das wetter an für die ortschaften in der meseta.
gönne mir zum ersten mal morgens eine dusche, fühle mich aber nicht viel frischer danach. packe mein zelt zusammen und sitze auf die terasse des cafes am ausgang des campings. die herberge macht erst um 12 auf und so wäre ich noch viel zu früh da. kann mir jetzt genüsslich zeit lassen, bis in die altstadt ist es etwa eine stunde zu fuss. neben mir ein paar arbeiter mit cafe cortado und zigarette. der eine trägt eine grüngelb-gespiegelte sonnenbrille und ein ohrring am linken örchchen. hab keine chance ihr rauchiges und verschlucktes spanisch zu verstehen. das spanische equivalent des truck drivers dieser mann neben mir. wenn marisa und paco schnell reden verstehe ich das auch kaum, aber geht es noch etwas besser.
laufe eine knappe stunde durch den stadtpark von burgos. das ding ist riesig und erinnert mich an den stadtpark von madrid. über die brücke gehts nun in die stadt burgos! suche elends lang die städtische herberge und finde sie nur unweit von der mächtigen kathedrale von burgos. ein gebäude von majestätischer grösse. 300 jahre bauzeit. gotik in der perfektion. wow. die schlange vor der herberge ist noch klein und so drehe ich eine kleine runde in der grossen altstadt. nehme ein frühstück zu mir auf der terrasse eines cafes. laufe zurück zur herberge und stelle mich in die schlange. keine bekannten gesichter. kein einziges. es ist wie eine neue schulklasse. oder besser gesagt eine neues schulhaus. neue ankömmlinge grüssen diejenigen in der schlange, man kennt sich. die situation kenne ich zu gut, auch in pamplona. da kannte ich viele gesichter. hier niemanden. ich warte in der schlange. dann, ein blonder typ mit rastas, den ich in estella schon antraf! wir reden ein paar sätze. die schlange geht nur schleppend vorwärts. irgendwann geht es rein. habe natürlich nur noch 5 euro bargeld dabei und kartenzahlung geht nicht. zahle also später, der typ der herberge vertraut mir. nach dem bezug des bettes: time for shopping. ich laufe durch die innenstadt in das nächste outdoorgeschäft. spanisch lektion, kapitel 37: einkaufen in burgos. versuche also alles auf spanisch. und es klappt bestens. ein bärtiger spanier berät mich hervorragend und anscheinend bin ich nicht der einzige mit der gleichen idee, ein pärchen aus kanada braucht auch andere schuhe. stolz mit einem neuen paar trail-schuhen laufe ich zurück zur kathedrale und zur plaza. von weitem sehe ich paco und marisa und einen teil der gruppe. und einen neuen, deutlich übergewichtigen typen aus florida. wir gehe in ein restaurant gleich nebenan zu mittag essen und ich schlage eine neue strategie ein. vor mir eine menükarte einzig und allein mit fleischmenüs. statt ei und kartoffeln zu bestellen entscheide ich mich spontanes willens zum entrecote! ein solches stück fleisch hatte ich wohl seit jahren nicht mehr. marisa und ich sitzen uns gegenüber und haben ein tolles gespräch auf spanisch. donovan zeigt mir wieder fotos seines gartens. haha. der typ ist zu gut. er muss sich eine prepaid simkarte besorgen in der stadt und dreht im restaurant fast durch. zum glück hat er paco dabei. der kellner ist ein witzbold und versteht sich mit pacos humor bestens.
wir schlendern vorbei an der immensen kathedrale, ich gehe zurück zur herberge und hole mir die fetten stiefel. auf dem weg zur poststelle tut sich ein mächtiges gewitter auf und die temperatur sinkt gefühlt nochmals deutlich. kaltes burgos! der stadt burgos sagt man auch „la fría“ (die kalte). allemal recht haben sie. gebe meine stiefel auf die post zurück in die schweiz. und ziehe die neuen schuhe gleich an um sie etwas einzulaufen heute.
setze mich an eine nebenplaza. burgos hat etwa vier oder fünf grosse plazas. cafe americano. versuche mich in meinem buch aber kann mich schlecht konzentrieren. zu viel los hier! plötzlich bleibt eine blonde frau vor mir stehen: „na denn kenn ich doch!“ quietscht raus, „siehst aus wie ein rockstar mit der brille!“ meint sie in guter lautstärke und wir lachen beide laut raus. die kurlige frau aus dem cafe mit alessia kurz vor logroño! wie hats die denn hierher geschafft. niemals ist die gelaufen. wir quatschen. sie habe heute mit dem bus 60km zurückgelegt. 3 tage fussmarsch übersprungen. eine amerikanerin aus georgia kommt dazu. scheint ebenfalls eine quasseltante zu sein und die beiden berichten von ihrer beschwerlichen reise mit dem bus heute. ich packe mein zeugs zusammen und nehme die einladung auf ein gemeinsames abendessen an! die amerikanerin hat ein bestimmtes lokal im sinn und lotst uns einige hundert meter weiter. wir bestellen und essen und habe eine gute runde! die beiden sind echt witzig. haben eine honigfarm besucht. eine honigfarm. sie machen nicht mehr als 7-10km pro tag zu fuss, mehr sei zu viel! die deutsche hat jetzt aber keine zeit mehr übrig und muss morgen nach hause. hab sie jetzt nicht gefragt ob das so geplant war oder ob sie einen monat lang versucht hat nach westen zu wandern. lustig aber allemal. die amerikanerin, edna heisst die dame, schnappt sich ein hochprozentiges CBD öl und bleibt noch bis ende september on track, sie würde ich also vielleicht nochmals wiedersehen? sie meinte ich wäre musiker. hunderprozent ein musiker!

also gut. wollte eigentlich zurück zur herberge früh schlafen gehen. bevor das orchester anfängt. ich schaue auf mein handy und sehe, dass die hermanos und marisa nur unweit weg waren vor ein paar stunden. vielleicht sind sie noch dort! es wäre marisas letzter abend. würde mich gerne verabschieden, borja habe ich leider verpasst, er ist heute zurück nach madrid und weiter nach los angeles. und in der tat sitzt die gruppe freudig und munter am tisch! donovan schenkt mir ein glas wein ein und ich bleibe kurz mit ihnen sitzen. paco hat zwei junge spanierinen eingeladen, die angeblich wegen mir in die bar kommen. zumindest erzählt paco das so. wieder so heiratswillige! paco weiss doch bescheid dass ich damit nichts anfangen kann aber womöglich nimmt er mich auf die schippe! trinke also meinen wein relativ schnell fertig und weiss nicht ob das wahr ist oder nicht und ergreife die flucht! zurück auf dem weg laufe ich nochmals an der prächtigen kathedrale vorbei. es ist nicht in worte zu fasen welch schönheit hier vor mir steht.
